
Auch hier wird heute ins selbe Horn geblasen.
Fakt bleibt ja, so oder so, daß die Verkäufe/Zulassungen auf dem deutschen Markt, der nunmal der größte in Europa ist, deutlich hinter den Erwartungen bleiben. Im Rest Europas geht es eigentlich, aber das ist zu wenig. Das abrupte Ende der Verbrennerproduktion kann man für die Frage, warum die BEVs in Deutschland so schlecht laufen, bestimmt außer Acht lassen.
Die MEB-Basis ist solide und hat einen guten Ruf. Die Fahrzeuge des VW-Konzerns auf dieser Plattform werden bestens angenommen. Capri und Explorer bieten innen wie außen eine zusätzliche Designfacette, für die ganz sicher eine ausreichend große Zielgruppe vorhanden wäre. Und auch die Preisliste scheint mir nicht das ausschlaggebende Argument zu sein. Zumal ja wohl noch nie ein Ford für den Listenpreis über den Tisch ging und nach meiner Einschätzung auch die Nachlässe für die Hauspreise der Händler eher über dem Durchschnitt liegen. Auch die Namensgebung "Capri" wird wohl heißer diskutiert als sie sich auswirkt. Capri-Fahrer von damals, wenn sie den neuen Capri ablehenen, lehnen ihn nicht wegen des Namens und des Designs ab, sondern weil er ein BEV ist. Alle anderen würden ihn wohl zumindest trotz des Namens in Betracht ziehen können.
Bliebe also fast nur noch die Marketingabteilung übrig. Bei Skoda gingen am Tag der Vorstellung des Elroqs europaweit angeblich 20.000 Bestellungen ein. Mir ist Skoda mit einer eher konservativen PR-Strategie in Erinnerung. Und auch VW und Audi verzichten weitestgehend (nachdem, was bei mir ankommt) auf sinnbefreite Werbeclips im Influencer-Style wie Ford es leider tut. Solche Filmchen folgen zwar vielleicht den Regeln des Instagramhandwerks, zielen aber genau deswegen an der Kernzielgruppe vorbei. Wie schonmal gesagt, hätte mein Erstgeborener und Student nicht die Probefahrt um den Gewinn einer USA-Reise gemacht, wäre ich nie auf den Explorer gekommen. Er wollte den Wagen nie kaufen/leasen/finanzieren; aber er wurde erreicht. Wenn man das verallgemeinern kann, hat Ford mit dieser Aktion die Kosten zusätzlich erhöht, bei nur zweifelhaftem oder mäßigem Erfolg.
Die Werbemasche von Ford in den sozialen Medien halte ich für hochgradig hilflos und peinlich. Immerhin geht es nich um den neuesten Lippenstift. das beste knitterfreie T-Shirt oder das trendigste Fitnessgetränk. In diesem Duktus sind die mich erreichenden Spots und Werbungen aber gehalten. Es geht um preisintensive Produkte, die - wie ich meine - zwar sehr gut sind, es aber eben nicht auf den Schirm der wirklichen Zielgruppe schaffen.
Verbrennerentscheidung hin oder her; auch ob ein höhere Absatz Ford Europa wird retten können bliebe fraglich; aber die schlechten Zulassungszahlen in Deutschland schiebe ich zu einem Großteil auf das Konto der Marketing- und Social-Media-Abteilung. Es gab in den Netzwerken nicht ein Werbe-Filmchen zum Explorer, daß mich irgendwie angesprochen hätte. Einzig das Teaserfilmchen auf der Ford-Webseite in der norwegischen Fjordlandschaft hat mich zu Beginn der Entscheidungsfindung zu meiner Frau sagen lassen "... kiek ma, wir sind schonmal voll die Zielgruppe"
... hinzu kommen noch solch Kleinigkeiten, wie ein seit erscheinen der neuen Preisliste am 28. Februar bis heute nicht aktualisierter Konfigurator etc.... Aber vielleicht hat man sich in Köln ja auch schon entschieden und sagt "..ach komm, den Konfigurator brauchen wir nun auch nicht mehr zu aktualisieren..."